Harnwegsinfekte – Hilfe aus der Natur
Eine Entzündung der Harnwege ist nicht nur besonders schmerzhaft, sondern auch extrem gefährlich, wenn sie nicht richtig behandelt wird. Damit es erst gar nicht soweit kommt, können Sie schon vorbeugend etwas für Ihre Gesundheit tun. Harnwegsinfekte – Hilfe aus der Natur
Unter der Bezeichnung Harnwegsinfekt versteht die Medizin eine aufsteigende Infektion. Das bedeutet, dass Bakterien, die meistens aus der körpereigenen Darmflora über die Harnröhrenöffnung durch die Harnröhre hinauf bis zur Harnblase wandern. Dort verursachen sie eine Harnblasenentzündung (Zystitis).
Doch die Entzündung kann auch noch weiter voranschreiten bis zu den Nieren, wo sie dann eine Nierenbeckenentzündung verursachen können. Auch das Nierengewebe an sich kann erkranken, dann spricht man von einer Pyelonephritis. Im schlimmsten Falle kann eine Blutvergiftung (Urosepsis) entstehen. Viele Erreger können Harnwegsinfekte auslösen, doch in den meisten Fällen handelt es sich um „Escherichia coli“.
Besonders bei Frauen kann die Ansiedelung der Erreger durch übertriebene aber auch durch unzureichende Intimhygiene und durch Geschlechtsverkehr erleichtert werden. Die Symptome können je nach Lebensalter sehr unterschiedlich sein: Erwachsene klagen meist über Brennen, häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen, Harndrang mit unzureichender Entleerung.
Ist es bereits zu einer Nierenbeckenentzündung oder gar Blutvergiftung gekommen, sind Fieber und klopfschmerzhafte Nierenlager wichtige Hinweise. Ein Harnwegsinfekt kann aber auch gänzlich ohne die geschilderten Symptome verlaufen. Junge Kinder (ca. 5 Jahre) geben nicht selten Schmerzen in der Flankengegend an. An einem Harnwegsinfekt erkrankte Kleinkinder fallen meist auf durch erneutes Einnässen, oder häufiges Wasserlassen von geringer Menge, oftmals klagen sie über Schmerzen oder Brennen beim Urinieren. Aber Vorsicht, denn bei einer Nierenbeckenentzündung können die Symptome fehlen.
Handelt es sich um Neugeborene, so sind Gewichtsverlust, Gelbsucht (Ikterus), eine grau-blasse Hautfarbe und Trinkschwäche zu beobachten. Meist entwickeln erkrankte Neugeborene kein Fieber. Wie wird ein Harnwegsinfekt diagnostiziert? Zuerst wird die Krankheitsgeschichte, die so genannte Anamnese erhoben. Nach einer körperlichen Untersuchung, können eine Reihe labortechnischer Untersuchungen folgen.
Mit Hilfe der Trockenchemie bzw. Teststreifen kann der Urin auf Nitrit getestet werden. Nitrit kann ein Hinweis für gramnegative Bakterien sein (nicht so bei Säuglingen). Weiterhin kann mit Teststreifen getestet werden, ob weiße Blutkörperchen, die Leukozyten, sich im Urin befinden. Diese können auch mikroskopisch im Urinsediment nachweisbar sein. Ein erhöhter Wert deutet auf ein Entzündungsgeschehen hin. Eine weitere Möglichkeit ist das Anlegen einer Bakterienkultur um den Erreger bestimmen zu können.
Risikofaktoren:
Ein Faktor der das Risiko an einem Harnswegsinfekt zu erkranken ist z.B. eine Blockade in der Harnblase z.B. aufgrund von Harnsteinen oder der Harnröhre wie in Folge einer vergrößerten Prostata. Aufgrund dieser Gegebenheiten können eingedrungene Bakterien schlecht „ausgespült“ werden. Der verbleibende Harn in der Blase bietet einen guten Nährboden für Bakterien, die sich unter solchen Konditionen schnell vermehren.
Ein weiters potentielles Risiko, speziell bei Frauen, kann die Benutzung eines Diaphragmas zur Verhütung oder Kondome zusammen mit einem spermizidem Schaum sein. Aber auch Störungen der natürlichen Vaginalflora durch unzureichende aber auch übertriebene Intimhygiene können das Risiko erhöhen an einem Harnwegsinfekt zu erkranken. Weiterhin können Unterkühlungen, hormonelle Veränderungen, ein geschwächtes Immunsystem und ungenügende Flüssigkeitsaufnahme eine negative Auswirkung haben.
Die Therapie nach der traditionellen Schulmedizin
Harnwegsinfekte werden in der traditionellen Schulmedizin meist mit Hilfe von Antibiotika behandelt. Die Wirkstoffe sind dann Fluorchinolone, Cotrimoxazol, Cephalosporine, Aminopenicilline u.a. Leidet man unter wiederkehrenden Harnweginfektionen, wird durch den Arzt meist eine Resistenzprüfung durchgeführt, um festzustellen, ob das eingesetzte Mittel anschlägt oder ob es eventuell gewechselt werden muss.
In der Regel sind Antibiotika gut verträglich und können vielseitig eingesetzt werden aber man sollte die Möglichkeit des Auftretens potentieller Nebenwirkungen im Auge behalten. Da Antibiotika auch die „guten“ Bakterien von Darm und Schleimhaut angreifen, entstehen dadurch einige typische Nebenwirkungen: Durchfälle und ein geschwächtes Immunsystem können Folge einer gestörten Darmflora sein. Bei starken Durchfällen sollte stets ärztlicher Rat eingeholt werden. Nicht selten treten durch die gestörte Balance der Schleimhäute im Genitalbereich und im Mund Pilzinfektionen auf.
Allergien gegen Antibiotika können sich z.B. durch Hautausschläge äußern. Nichts desto trotz steht die Wirksamkeit von Antibiotika außer Frage und ist in vielen Fällen sogar lebensrettend! Therapiemöglichkeiten nach dem Prinzipien der Naturheilkunde Ernährungstherapie: wählt man diese Form der Behandlung wird Patienten mit akuten Infekten empfohlen, auf schleimhautreizende Nahrungs- und Genussmittel wie Alkohol, Gewürze und Kaffee zu verzichten. Urin säuernde Nahrungsmittel sind ebenfalls zu meiden, da sie die Beschwerden verstärken können. Dazu gehören Erdbeeren, Speiseeis, Spinat, Spargel, Zitrusfrüchte, Fleisch und Milch.
Handelt es sich um wiederkehrende (rezidivierende) Infekte, sollte eine Vollwerternährung angestrebt werden, denn durch das Weglassen „säurelockender“ Speisen kann der ph-Wert des Urins positiv beeinflusst werden. Um den Harn durch den Verzehr basischer Stoffe wieder „saurer zu machen“ (zu alkalisieren), sollten basenbildende Nahrungsmittel wie Obst, Kartoffeln, Blattsalate bevorzugt werden.
Ebenfalls wird empfohlen täglich frisch zubereitete Gemüsebrühe zu trinken, um basische Stoffe zuzuführen und zugleich die Flüssigkeitsaufnahme zu steigern. Phytotherapie: Bei der Behandlung von Harnwegsinfekten ist es sinnvoll diuretisch (Harntreibende) wirksame Heilpflanzen einzusetzen. Indem sie die Bildung des Harns (genauer Primärharns) fördern, wirken sie harntreibend ohne im Gegensatz zu den meisten synthetischen Präparaten eine Ausschwemmung von Elektrolyten (z.B. Calcium, Magnesium) zu verursachen. Zu den pflanzlichen Diuretika zählen: z.B. Birke (Betula pendula), Goldrute (Solidago virgaurea), Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), Orthosiphon (Orthosiphon aristatus.Diuretika auf pflanzlicher Basis können zur Durchspülungstherapie verwendet werden.
Durch die Zunahme der Harnmenge wird der Harn verdünnt, seine Verweildauer verkürzt und somit auch die Vermehrung von Bakterien verhindert. Häufig sind ebenfalls in der Pflanze enthaltene Mineralstoffe, v.a. Kaliumsalze (z.B. Orthosiphon, Birke, Ackerschachtelhalm) wirksam. Einige Pflanzen haben zudem krampflösende (spasmolytische) Eigenschaften (z.B. Ackerschachtelhalm, Goldrute).Bei einigen Pflanzen steht weniger die harntreibende als die antibakterielle Wirkung im Vordergrund – so z.B. bei der Bärentraube (Arctostaphylos uva ursi).
Die Bärentraube wird häufig zur Nachbehandlung von Harnwegsinfekten zusammen mit diuretisch wirksamen Pflanzen verwendet. Hervorragend geeignet sind weiterhin Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) und Meerrettich (Armoracia rusticana). Ihre Stoffe wirken antibakteriell und steigern die Abwehr. Ebenso hat sich die Einnahme von Cranberrysaft bei den ersten Krankheitszeichen bewährt.
Noch wirkungsvoller sind Cranberries in der Kombination mit Vitamin C. Traditionelle Chinesische Medizin – TCM: Gemäß der TCM wird ein akuter Harnwegsinfekt durch ein so genanntes Hitze-Lin-Syndrom verursacht. Typisch sind eine gerötete und belegte Zunge, akuter Harndrang mit Brennschmerz, konzentrierter, stark riechender Urin, Fieber sowie ein schneller Puls. Als Basistherapie gilt die Behandlung der Akupunkturpunkte Blase 23, Blase 28, Niere 3 und Milz 6. Bei chronischen Infekten ist eine Wärmebehandlung mit Moxakraut ratsam.
Physikalische Therapie: Da Wärmeanwendungen entkrampfend (spasmolytisch) und schmerzlindernd wirken, sind warme Sitzbäder und feucht-warme Unterbauchauflagen empfehlenswert. Ebenso verhält es sich mit aufsteigenden Fußbädern, besonders wenn der Patient zu kalten Füßen neigt. Die Wassertemperatur sollte innerhalb von ca. 15 Minuten von 33 auf 42 Grad gesteigert werden.
Man sollte unbedingt auf warme Füße achten, da kalte Füße reflektorisch die Durchblutung des Unterleibs negativ beeinflussen und somit die Erkrankung an Harnswegsinfekten fördern. Leidet man an wiederkehrenden (rezidivierenden) Infekten, sollte man während der Beschwerde freien Zeit seinen Körper durch Sauna, Wechselduschen und viel Bewegung an der frischen Luft abhärten und damit die körpereigene Abwehr steigern.
Neuraltherapie: Auch die Neuraltherapie kann positiv einwirken. Unterstützend zu einer Behandlung kann über der Schambeinfuge (Symphyse), über dem Kreuzdarmbeingelenk (Iliosakralgelenk) und dem Kreuzbein (Sakrum) mit einem Lokalanästhetikum und/oder einer homöopathischen Injektionslösung gequaddelt werden. Dabei wird das Lokalanästhetikum mit einer dünnen Kanüle knapp unter die Oberfläche der Haut injiziert. Die Einstichstellen liegen oft an Akupunkturpunkten.
Ordnungstherapie: Von größter Wichtigkeit ist das Durchspülen der Harnwege mit ausreichend Flüssigkeit. Erst durch die Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit wird der Harn verdünnt, die Verweildauer verkürzt und somit die Vermehrung der Bakterien und ihre Anlagerung an das Schleimhautgewebe in den Harnwegen verhindert. Es wird empfohlen die Trinkmenge auf mindestens 3 Liter täglich zu erhöhen. Geeignet sind ungesüßte bzw. leicht gesüßte Kräutertees und stilles Wasser. Bei akuten Blaseninfekten, auch ohne Fieber, sollte man sich zur Ruhe zwingen und sich schonen.
Es heißt, dass Partnerschaftsprobleme v.a. bei jüngeren Frauen die Entstehung rezidivierender Infekte begünstigen. Ein Naturheilkunde orientierter Therapeut wird in einem Gespräch dieses Thema sensibel aufgreifen und ihm Raum geben. In einem Gespräch kann dann der individuelle lebensgeschichtliche Zusammenhang zwischen der körperlichen Symptomatik und dem seelischen Zustand des Patienten erarbeitet werden.
Bei chronischen Blaseninfektionen ist es wichtig, den Sexualpartner grundsätzlich (gegebenenfalls vom Facharzt!) mit zu behandeln, da ansonsten die Gefahr besteht, dass Keime immer wieder vom einen auf den anderen übertragen werden. Männliche Patienten sollten vom Urologen abklären lassen, ob eventuell eine Infektion der Prostata vorliegt.
Homöopathie: Bei einem akuten Harnwegsinfekt ist oft ein Mittel angezeigt, welches sich auf ein Organ und seine Funktion bezieht und somit die spezifische Symptomatik berücksichtigt. Beispielsweise Aconitum – im frühen Stadium bei plötzlichem Beginn nach Kälteeinwirkung; Cantharis – bei Brennen und ständigem unerträglichem Harndrang, tröpfchenweisem Urinabgang oder bei plötzlichem, unwiderstehlichem Harndrang, heftigem Jucken in der Harnröhre. Alternativ dazu bieten viele Unternehmen eine Reihe an Komplexmitteln an.
Bei rezidivierenden Beschwerden ist eine konstitutionelle (ganzheitliche) Behandlung mit folgenden Mitteln angezeigt: Belladonna, Cantharis, Aconitum, Apis, Lycopodium Arsenicum album, Berberis, Colocynthis, Dulcamara, Lilium tigrinum, Medorrhinum, Nux vomica, Pulsatilla, Sepia, Sarsaparilla, Staphisagria, Tarantula, Thuja und Tuberkulinum.
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung einer Harnwegsinfektion: Vor allem Frauen können durch eine Reihe von Handlungsmaßnahmen Harnwegsinfekte vermeiden! Eine Blasenentzündung wird nicht durch Kälte hervorgerufen, allerdings kann Kälte zur Schwächung der Abwehrkräfte führen und somit eine Infektion begünstigen. Daher sollte man Auskühlung, kalte Füße, Zugluft und das Sitzen auf kalten Unterlagen vermeiden.
Leidet man unter häufigen Blasenentzündungen, müssen die Schleimhäute des Urogenitaltrakts regeneriert werden, da sie den körpereigenen Bakterienschutz bilden. Wie schon erwähnt, sollte übertriebene Hygiene mit chemischen Reinigungsprodukten vermieden werden. Am besten erfolgt eine Reinigung der Genitalgegend ausschließlich mit warmen Wasser und der Hand.
Frauen sollten Tampons regelmäßig alle paar Stunden wechseln. Unterwäsche aus synthetischen Textilien oder Slipeinlagen sollten ebenfalls vermieden werden. Sie tragen zu einem eher ungünstigen Mikroklima bei, wo sich v.a. unerwünschte Bakterien wohl fühlen. Nach dem Stuhlgang sollte immer von vorne nach hinten gewischt werden, um zu vermeiden, dass Darmbakterien in die Urogenitalgegend geraten.
Es gibt Scheidenzäpfchen mit Milchsäurebakterien, die eine natürliche Scheidenflora begünstigen. Einseitige Kost kann die Zusammensetzung des Urins negativ beeinflussen und die Abwehrkraft der Blasenschleimhaut schwächen. Deshalb kann eine gesunde und ausgewogene Kost hilfreich sein.Erwiesener Maßen kann eine hohe Gabe von Vitamin C eine beginnende Harnsblasenentzündung (Zystitis) verhindern.
Etwa 500 mg Vitamin C (in etwa eine Messerspitze Ascorbinsäurepulver) mit Zitronensaft und ca. 300 ml Wasser getrunken soll Erreger in Blase und Harnwegen abtöten. Die Behandlung mit den Mitteln der Naturheilkunde kann stets begleitend zu einer traditionellen schulmedizinischen Therapie erfolgen und den Körper helfen wieder schneller zu Kräften zu kommen.
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