Wie sinnvoll ist das Tragen von Pulsmessern beim Laufen?
Man könnte sie beinahe zwei verfeindete Lager nennen: Die einen schwören auf den Einsatz von Pulsuhren, die anderen schwören ihm entschieden ab. Doch wie geht man nun mit der Frage um, ob man eine Pulsuhr verwenden sollte oder nicht? Wann ist es sinnvoll und wann vielleicht eher unnötig? Wie sinnvoll ist das Tragen von Pulsmessern beim Laufen?
Alles eine Frage der Haltung?
Es scheint in der Tat eine Frage der Haltung zu sein: Die einen sind eher die »Lauf-Naturalisten«. Sie benötigen keinen Schnick-Schnack, keine technischen Spielereien bei ihren, womöglich beinahe täglichen Sporteinheiten. Sie laufen gerne in der Natur, suchen sich vor allem schöne Strecken aus; Tempo und Zeit spielen da nur eine untergeordnete Rolle. Die anderen, die »Lauf-Rationalisten«, verkörpern das komplette Gegenteil: Kein Tag vergeht, an dem sie sich nicht darüber Gedanken machen, wie sie ihre Ausrüstung noch weiter aufstocken könnten. Vielleicht die Pulsuhr durch eine GPS-Uhr ersetzen? Die neuen ultraflachen Laufschuhe mal antesten? Und wie ist es auf dem Markt eigentlich um Laufkopfhörer bestellt? Sie führen akribisch Tagebuch und überwachen ihren Trainingsstand sorgfältig. Für sie scheint das Laufen seinen Reiz zu verlieren, sobald es keine zu überbietenden Rekorde mehr gibt.
Die Gründe, warum die einen auf Pulsmesser schwören und die anderen eben nicht, lassen sich gut durch den Gegensatz von Naturalismus/Rationalismus veranschaulichen: Die Lauf-Naturalisten gehen davon aus, dass sie nur auf ihren Körper zu hören brauchen und dieser ihnen dann schon sagen wird, welches Tempo das richtige ist bzw. welche Entfernung sie laufen sollen. Technik bedeutet für sie Unterwerfung. Paradoxerweise ist Technik für die Rationalisten der Inbegriff von Freiheit. Durch die Selbstkontrolle versprechen sie sich mehr Leistung und mehr Erkenntnisse über sich selbst. Gerade ohne Technik fühlen sie sich unfrei. Tatsächlich gibt es gute Gründe für beide Seiten; es kommt nämlich darauf an, welche Ziele man mit dem Laufen erreichen möchte.
Wann sind Pulsuhren sinnvoll und wann nicht?
Man kann also, wie so oft, keine pauschale Antwort darauf geben, welches denn nun das »richtige« Handeln ist. Sicher ist, dass Anfängerinnen und Anfänger auf jeden Fall nicht verkehrt handeln, wenn sie eine Zeit lang mit einer Pulsuhr laufen, um ein Übertraining bzw. eine Überbelastung des Herzens zu vermeiden. Erfahrene Läuferinnen und Läufer können darauf durchaus auch mal verzichten, wenn sie etwa schon seit Jahrzehnten immer die gleiche Runde, in ein und derselben Zeit zurücklegen. Und wer immer nur zwei Mal die Woche gemütlich seine fünf Kilometer – oder noch weniger – im Park joggt, wird auch nicht unbedingt in eine Pulsuhr investieren. Dagegen wären sehr ambitionierte Laufende sicherlich gut beraten, sich eine Puls- oder GPS-Uhr zuzulegen, um ihren Trainingsfortschritt systematisch zu kontrollieren. Wer eine persönliche Bestzeit laufen möchte, wird demnach kaum darauf verzichten können. Aber es muss auch festgehalten werden: Tausende von Jahren sind wir Menschen ohne Schuhe und Uhren gelaufen, weshalb es letztlich doch sehr erklärungsbedürftig scheint, warum wir dies nicht mehr können sollten.
Gleichwohl muss man einräumen, dass Pulsmesser nicht bloß zur Leistungssteigerung eingesetzt werden können, sondern auch schichtweg zur Gesundheitsüberwachung. Es kann nämlich gut sein, dass man sich beim routinemäßigen 20-Kilometer-Lauf zwar wohlfühlt, aber dennoch einen viel zu hohen Puls hat, der dem einer Maximalbelastung entspricht. Dieses Anzeichen eines Problems mit dem Herzen würde ohne eine Pulsuhr unerkannt bleiben und könnte im schlimmsten Falle sogar tödliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wiederum muss man aber auch hier dazu sagen: Wer läuft oder anderweitig Sport treibt, sollte sich grundsätzlich regelmäßig bei einem Sportarzt durchchecken lassen.
Ein kleines Fazit zum Schluß:
Hören Sie ruhig auf Ihren Körper, aber schauen Sie ab und zu auch auf Ihre Pulsuhr (und bei Ihrem Arzt vorbei)!
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